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Montag, 27. April 2015

Ordnung sollte schon sein


Wir waren nun zwar selbstständig, aber das hiess auch, das wir unser Material- Verbrauchs- und Ersatzteilwesen selbst in die Hand nehmen mussten.  
Es wurde ein eigenes Magazin installiert.
Das vorhandene war nur ein Durchgangslager gewesen.
Die Kokerei und die EHW hatten uns, unter der Hand, mit versorgt.

Das Bestellwesen für das Kraftwerk übernahm..... 
Na wer wohl?
Der Guelde.
Dazu musste erst einmal der Warenbestand erfasst werden und die Ausgabe erfolgte nun nicht mehr per Handschlag, sondern gegen Bons.
Da diese von mir gegengezeichnet werden mussten, ich also sah, wer was ausgehändigt bekam, war man völlig dagegen.
Ordnung war hier nicht gefragt.
Bisher war das alles weitgehend eine unter Hand getätigte Angelegenheit.
Besonders die E-Abteilung hat sich bis zuletzt dagegen gewehrt Einblick in ihren "angeblichen" Bedarf zu gewähren.
In diesem Punkt herrschte oft eine Eiszeit zwischen uns.

Früher war es schon mal so, das man benötigtes Material, welches man dringend brauchte, auch schon mal im Tausch gegen einen Karton Leuchtstoffröhren in der Eisenhandlung Kochs auf der Bahnhofsstrasse eintauschte.

Doof war nur, das nun alles immer im Magazin angeliefert wurde.
Ob es sich um Dämmmaterial für den Hausbau, die Weinkisten zu Weihnachten oder auch schon mal um eine Heizungsanlage handelte.
Auch das Material für die privaten Neubauten der Führungsetage sah ich. 
Letztendlich musste ich immer den Eingang quittieren oder ich sah es wenigstens.
Die Quintessenz daraus war, ich wusste eigentlich immer zu viel.
Und das schaffte mir keine Freunde, aber mir selbst Freiheiten.

Im Laufe der Jahre vergrösserte sich das Kraftwerk.
Zusätzlich wurden zwei ASEA Gasturbinen angeschafft.
Aus Schweden!!!! 
Installiert von einer Niederländischen Firma.
Zum Kauf der beiden Aggregate fuhr eine Delegation des Stromnetzes für eine Woche nach Schweden.
Ein 8 tägiges Unterhaltungsprogramm für unseren Direktor wurde festgelegt.
Den Kauf der Turbinen  und dessen Abwicklung übernahm unser  Chef Her Stoffels.

Diese Gasturbinen, angetrieben durch das Gas unserer nebenliegenden Kokerei, erzeugten zusätzlich Strom.
Zusätzlichen Gewinn.
Zusätzliche Arbeit für jeden.
Nur keine zusätzliche Entlohnung für die Belegschaft.
Ein starker, einiger Betriebsrat mit Unterstützung der anderen Betriebsvertretungen hätte hier  etwas rausholen können.
Als ich es als Einzelkämpfer vorbrachte, erklärte mir mein Direktor das ich wirr im Kopfe wäre.
Na gut. Meine Kollegen schwiegen. 
Ich dann eben auch.

Diese Turbinen beinhalteten auch jede Menge Ersatzteile.
Es wurde dafür im neuerstellten Gebäude ein Sondermagazin errichtet.
Dazu ein Sofortnotdienst mit der AEG in Essen vereinbart.

Drei mal dürft ihr raten wem das übertragen wurde.
Magazin war ja schon da, also bekam ich das noch dabei.

Zu dieser Zeit entdeckte der EBV die EDV .
Alles wurde mit Schlüsselnummern versehen.
Alles!!!!!! was es schon gab und alles neue.
Diese Arbeit zog sich über Jahre hin.
Im Grunde endete sie nie. 
Ich war mal wieder neu beschäftigt.

Die Aussenanlagen waren unter aller Sau.
Gülde, ändern sie das mal.
Machte ich.
Ich hatte zwei bzw. drei Mann zur Verfügung.
Es waren von untertage nach übertage verlegte Kumpels, die gesundheitlich angeschlagen waren.
Die dann von mir georderte rote Tennisschlacke zur Bodenbedeckung des umliegenden Geländes,  liess meinen Chef nachdem er gesehen hatte was ich dafür an Geld überweisen liess, zwar blass werden, aber er schluckte es.

Dann stellte man fest.
Die Kelleranlagen des Kraftwerkes waren zugemüllt.
Restlos.
Dort war, seit Baubeginn, alles unwichtige und vermeintlich wichtige gelagert.
Keiner wusste wo und was da lag.
Guelde, schaffen sie mal Ordnung.
Es waren bald zwei Jahre harter Arbeit notwendig. 
90% der Dinge wurden verschrottet.

Ich stiess auch auf einen Keller voller Aggregate.
Getriebe, Motore, Ventile, Schieber usw.
Ersatz-Getriebe von Anlagenteilen die es längst nicht mehr gab. 1 cbm gross.
Schieber, deren NW bei uns nicht vorhanden war. Bis über 1000 NW und 1,5 m hoch.
Usw.
Tonnenschwere Teile die meine zwei Männeken nicht bewegen konnten.
Wie oft habe ich um Hilfe gebeten.
Nie eine bekommen, nur immer die Frage: Wie weit sind sie?
Als es mir zu viel wurde, bat ich den Herrn Plum, Alsdorfer Schrotthandel, einmal zu mir.
Zeigte ihm die Sachen.
Er bekam feuchte Augen.
Mein Deal mit ihm:
Er kommt, an Wochenenden wenn niemand der Herren da war, mit LKW, Kran und Personal.
Macht die Kelleranlagen leer und besenrein.
Er lässt an der Pforte das Gewicht feststellen und ich quittiere ihm das als Schrott.
Und den bezahlt er dann ortsüblich. 
Ich glaube es war so um die 15 Pfennig rum.
Es geschah so.
Es waren ungefähr an die 30 LKW voll
Da ich davon ausgehe, das diese Teile nicht verschrottet sondern wieder verkauft wurden, sie waren ja zu 90% Fabrikneu, möchte ich annehmen, das das die Grundlage des späteren Reichtums der Fa, Plum war.
Zumindest ein gutes Geschäft.
Ich hatte wieder eine Aufgabe erfüllt.
Zu Weihnachten kam von der Firma eine Flasche Schnaps.

Das Ergebnis war ab dieser Zeit.
Für alles was man brauchte und nicht fand, hiess es:
Das hat der Gülde verschrottet.
Das war für viele die Entschuldigung für ihre Nachlässigkeit oder Vergesslichkeit.

Na und?
Mir was auch das soooooo egal. 

Heute frage ich mich manchmal, war ich eigentlich bekloppt?
Bestimmt.
Aber Arbeit die man gern macht, ist eben keine Arbeit. 


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