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Donnerstag, 16. April 2015

Merke: nicht jede Arbeit wird bezahlt


Ich marschierte los.
Zum Chef (Betr. Leiter Dipl.Ing. Pavel) auf die oberste Etage.
"Glück Auf, ich soll mich hier melden"
Bla, bla, bla
.........
"Also. dieses Kraftwerk hatte noch  nie einen Zeichner oder Techniker.
Also Arbeit so weit das Auge reicht.
Es müssten zuerst mal Rohrkanäle aufgenommen werden.
Dann Kabelkanäle.
Schaltschrankverdrahtungen.
Diese dann Dokumentieren.
Usw.usw."
Jetzt kam es !
"Sie als Bergmann !!??? sind ja dafür bestens geeignet weil sie ja gewohnt sind in der Erde rum zu krauchen."

Ich hatte mich damals schon gewundert, wie das hier eigentlich alles funktionierte?
Jeder war ein Einzelkämpfer.
Dokumentationen nur aus der Bauphase.
Dann nichts mehr.
Störungsbeseitigung Glückssache.

Doch weiter.
Oha, in späteren Jahren sagte oft unsere  Sekretärin ( Leni Wüllenweber) zu mir:
" Gerhard, du bist eine Mimose. Du spürst es immer alles vorher" 
Es stimmt.
Auch heute noch.
Ich hatte diesen leisen Unterton sofort aufgenommen. 
Doch nun weiter:

"Ich habe die Anweisung, und führe sie auch gern durch, (????) sie für 3 Monate hier zu beschäftigen, um Ihnen dann ein Zeugnis auszustellen über ihre Fähigkeiten."

Genau, DAS war mein Ziel.

Doch weiter:
" ich habe mir das so gedacht und auch schon mit der Zeche abgestimmt, sie werden die nächsten Monate auf der Zeche Nachtschicht fahren. ( von 22 - 6 Uhr) dann um 7 Uhr hier ihren Dienst antreten. Um 14 Uhr können sie dann nach Hause gehen." 
Naaaa, jaaaaa.
Es ging nun weiter.
"Ihren Lohn verdienen  sie ja weiterhin untertage, und hier bekommen sie dann von mir, nach 3 Monaten , ihr angestrebtes Zeugnis"
Noch einmal nachfragen was ich da eben hörte?
Also hier jeden Tag eine volle Schicht zusätzlich ohne Bezahlung?
Genau, so war es.
Jetzt war mir auch klar, warum er anfangs sagte: 
Er macht  das gern.

Na und?
Ich wollte es so.
Die nutzten ihre Chance aus.
Wer will sich beklagen?

Eingewilligt.
Nach Hause gegangen.

Meine nächsten 3 Monate sahen folgender massen aus:
22,00 Uhr Schichtbeginn.
Untertage im Kohlenstreb vor Ort.
6,00 Seilfahrt.
Waschen, umziehen, Kantine eine Flasche Milch, über das Grubengelände zum Kraftwerk, 
dort 7,00 Uhr Schichtbeginn,  
14,00 Uhr Schichtende.
Nach Hause
Essen, schlafen
22,00 Uhr Nachtschicht untertage.

Drei Monate lang.
Ich baute körperlich ab.
Wie oft merkte ich, das ich in irgendeinem Kabel- oder Rohrkanal einfach einschlief.

Aber, ich hatte es angezettelt, nun wurde es auch durchgeführt.

Heute denke ich, alle haben es mir angemerkt, jeder wusste, das man so etwas nicht durchhalten kann, niemand kam mal auf die Idee zu sagen, " haue dich mal eine Stunde in eine Ecke" 
Es begriff aber auch später niemand, das mich das auch geprägt hatte, und meine Einstellung etwas anders zum " Panzerkreuzer Anna" war, als die der anderen.

Ich merkte also ganz schnell, wie man versuchte aus mir Kapital zu schlagen,
Nun meine Retourkutsche.

Ich nahm z.B. eine Elektroverdrahtung eines Schaltschrankes auf, erstellte einen Wirkschaltplan ( Stromlaufpläne gab es damals noch nicht), den machte ich aber nur zu 80% fertig.
Genau so , mit allem was ich erstellte.
Nie etwas fertig gemacht, sondern das Finish fehlte immer.
Nach 3 Monaten  erschien ich einfach nicht mehr dort.
Ging nach der Schicht nach Hause.

Mein Kontakt zu den übrigen Vorgesetzten, Angestellten und Arbeitern hatte sich sowieso in minimalen Grenzen gehalten.
So wie man eben einen flüchtigen Besucher zur Kenntnis nimmt.  
Ich registrierte es.

Fertig!
Ein paar Tage später, Telefon gab es da noch nicht in einem privaten Haushalt, stand ein Bote vom Kraftwerk vor der Tür und bat mich doch noch einmal dort zu erscheinen.
Hin.
" Tja, warum bleiben sie denn einfach weg?
Vieles haben sie angefangen und nichts fertig gemacht.
Es ist ja nichts davon zu gebrauchen"

Meine Antwort:
" Tja, immerhin können sie an der Arbeit sehen ob ich es kann oder nicht.
Wenn nicht, reichen weitere drei Monate auch nicht aus.
Wenn sie daraus nicht ein Zeugnis für mich erstellen können, können sie es auch  nicht wenn die Pläne fertig sind.
Ein fertiges Produkt bekommt man immer nur dann, wenn man es auch bezahlt"

Wir sahen uns an.
Lange.
Er begriff sofort, schätze mich ein. Jeder kannte jetzt seine Position.

Um es vorweg zu nehmen.
Wir wurden in den folgenden Jahren nie Freund.
Im Gegenteil.
Ich respektierte sein Können und Wissen, und er wusste, das er den ersten ernst zu nehmenden Gegner in seinem Hause beschäftigt hatte.

Mir wurde beschieden.
Es ist in Ordnung so.
Alles weitere hören sie von der Hauptverwaltung in Kohlscheid.  

Glück Auf

Meine nächste Nachtschicht begann.
Die Kohle wartete.

Ich konnte endlich mal wieder mehr schlafen.

Der alte Trott ging weiter.

Warten wir ab, was noch kommt. 



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